Charles Baudelaire

1821 – 1867           Frankreich

 

 


In Übersetzungen von

Erich Meyer

 

 

Bei einer schmutz’gen Jüdin hab’ ich nachts gelegen,

Nur wie ein Leichnam neben Leichnam, regungslos,

Doch grausend, schaudernd riß sich meine Seele los,

D e r Schönheit dacht’ ich, die ich suche allerwegen.

 

Ich dacht’ an dich, in deiner hehren Majestät,

An deinen Blick, so lebenskühn und keuschheitsvoll

Das prächt’ge Haar, aus dem mir oft entgegenquoll

Ein Duft wie Liebesgruß, der mich selbst hier umweht.

 

Wie wollt’ ich küssen dir den edelstolzen Leib,

Von deinem weißen Fuß bis zu den schwarzen Zöpfen

Wollt’ ich der Liebkosungen reichen Schatz erschöpfen.

 

Wenn einmal nur, einmal du grausam hartes Weib

Nur eine Thrän’ ich säh’, nur eine einz’ge funkeln

In deinem kalten Aug’ und seinen Glanz verdunkeln.